Jubel mit gebasteltem Pokal
Beyharting – Mit Trompeten, Jubel und Sekt haben Beyhartinger ihren Spielmanns- und Fanfarenzug empfangen.
Dieser hatte bei seiner ersten deutschen Meisterschaft trotz großer Aufregung die Vizemeisterschaft geholt. „Endlich ist es soweit“, haben sich viele gesagt, als das Abenteuer deutsche Meisterschaft – eine Premiere für den Beyhartinger Spielmannszug – zu früher Morgenstunde um 4 Uhr am Heimatort losging. Gar nicht so leicht, schließlich mussten auch die vielen Musikinstrumente mit, man denke nur an die großen Sousaphone und Trommeln. Deshalb mussten auch noch einige Privatautos als „Lastenesel“ herhalten.
Lange Anreise nach Osnabrück
Rund 700 Kilometer Strecke zeigte das Navi. Eine schöne lange Fahrt, so die Beyhartinger. Für diejenigen, die fahren konnten. Viele Eltern mit Schüler konnten aber wegen der Abschlussprüfungen nicht morgens wegfahren, sie kamen erst gegen 15 Uhr auf die Autobahn. Nach einigen Staus kamen sie um 3 Uhr nachts in Osnabrück an. Derweil hatte der Bustrupp schon mit Matte und Schlafsack in der Turnhalle in Osnabrück Einzug gehalten.
Dann war es an der Zeit, auch Osnabrück zu besichtigen. „Lauter enge Gassen und Kurven, viele Marktplätze, a tolle Stadt“, berichtet Gabi Schweiger, stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes für Spielmannswesen Bayern (LSW). Und das Schönste daran: An allen Ecken fanden sich Musiker oder Musikvereine. Deutliche Vorboten des Deutschen Musikfestes.
300 Musikgruppen, 14 500 Blasmusiker
Über 300 Musikgruppen, damit rund 14 500 Blasmusiker, bevölkerten die Großstadt in Niedersachsen am Wochenende. Das Fest wird alle sechs Jahre veranstaltet. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände ist es das größte Amateurmusikfestival Deutschlands. Ein erster Höhepunkt für die Beyhartinger: Am Freitagabend ein Konzert nach Sonnenuntergang auf dem Marktplatz, bei dem in einer Musik- und Lasershow in 70 Minuten die Geschichte der Blasmusik erzählt wurde. So war die Schlafenszeit kurz, die Nervosität ließ ebenfalls nur wenig Schlaf zu. Und sie steigerte sich. Bernhard Schweiger, musikalischer Leiter des Spielmannszuges, sagte: „Noch dazu waren wir erst spät nachmittags an der Reihe“.
Die Aufregung stieg, das Herz klopfte
So blieb wieder Zeit, sich die Füße zu vertreten und sich in der City von Osnabrück abzulenken. Als die Beyhartinger dann nachmittags endlich die Konzerthalle betraten und die ersten Wertungen sahen, kam mancher ins Grübeln: „Boa, da müssen wir uns anstrengen“, war der erste Gedanke von Gabi Schweiger. Aber kurz drauf ging’s los. Die Michelbacher – das Spielleuteorchester des TV 1901 Michelbach – waren als erste dran. Sie sind auf dem Gebiet der deutschen Meisterschaft alte Hasen, im Gegensatz zu den befreundeten Beyhartingern, die sich erstmals an diese Aufgabe ran wagten.
Nach dem letzten Michelbacher Ton begann für die Beyhartinger das Einspielen. Die Aufregung stieg, der Mund wurde trocken, das Herz klopfte… Dann die ersten Takte von „Robin Hood“. Es lief, lieblich und dann wieder majestätisch und mit einem grandiosen Schlussakkord. Erstes Lied geschafft! Es folgte „Cassiopeia“. Ganz, ganz leise, dann die Steigerung zum Forte, später wieder andächtig und still.
Ein Höhepunkt das Oboen solo von Elisabeth Gambos, das nach Aussagen der Karlsburger Musikfreunde sogar viele Zuhörer zum Heulen brachte. Die Schlussparade dann mit viel Gefühl und Kraft im Abschlus – fertig! Tränen der Anspannung und des Glücks flossen bei so manchem. „Man hatte sich gut verkauft“, das war der allgemeine Tenor der Beyhartinger Musikanten.
Erleichtert und zufrieden marschierten sie dann zur abendlichen Siegerehrung zum Domplatz. Die Spannung stieg. Und dann die Ankündigung „Marching Bands und erweiterte Besetz ungen“: Spielmanns- und Fanfarenzug Beyharting Dritter! Spielleuteorchester Michelbach – deutscher Meister. „Fehlt da nicht der zweite?“, dachten sich viele. Die Auflösung folgte: Erster war das Jachthoorn & Trompetterkorps Edelweiss Heerlen aus Holland. Es erhielt den Titel „German Open Champion“ und nahm außer Konkurrenz teil. So wurde der Zweite, Michelbach, eben deutscher Meister und Beyharting Vizemeister!
Empfang mit Trompeten und Jubel
Der Jubel war groß. Erste SMS in die Heimat – und dann war nur noch Feiern angesagt. „Ein unbeschreibliches Gefühl“, meinte Bernhard Schweiger. Die Nacht auf Sonntag war kurz, dafür die Heimfahrt umso länger.
Stau nach Stau, nach fast zwölf Stunden kam der Spielmannszug schließlich in Beyharting an. Dort warteten schon Unentwegte, selbst kurz vor 22 Uhr, auf ihre „Deutschen“. Mit Fahnen, Trompeten und Jubel wurden die Vizemeister empfangen. Und mit Sekt und einigen Glückstränen – bei den Musikern und dem Empfangschor.
Und da ist noch die Geschichte mit dem Pokal, der munter herumgereicht wurde: Da es keinen offiziellen gab, bastelten sich die Musiker im Bus einfach einen: Man nehme eine Wasserflasche, klebe mit Kaugummi einen Café-To-Go-Becher verkehrt herum rauf, darauf, ebenfalls mit Kaugummi eine Tupperschüssel und hülle das Ganze mit einer Silberfolie aus dem Erste-Hilfe-Kasten des stellvertretenden Bürgermeisters ein. Sogar getrunken werden konnte aus dem „Meisterstück“.
Der Ausflug nach Niedersachsen hatte sich gelohnt, ebenso auch die monatelangen Proben, die dem großen Erfolg vorausgegangen waren. Glücklich zeigte sich auch Nicole Schnitzenbaumer, seit wenigen Wochen neue Vorsitzende bei den Musikern.
Serenade im Juli mit Meisterschaftsstücken
Wer den deutschen Vizemeister sehen und beglückwünschen will, dem bietet sich bald eine Chance: Die Sommernachtsserenade beginnt am Samstag, 27. Juli, um 20 Uhr im Klostergarten von Beyharting. Dort werden Meisterschaftsstücke und Fotos dargeboten. Der Eintritt ist frei.
Quelle: OVB - W.Stache